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11/20/2024
12:56 PM Uhr

Papierrohrorgel

Im Unterschied zu traditionellen Musikinstrumenten, bei denen die Spektren nur in begrenztem Maße durch mechanische Mittel manipuliert werden können, ist bei der Papierrohrorgel aufgrund einer komplizierten elektronischen Schaltung möglich, die in dem System entstehenden Rückkopplungen zwischen Mikrofon und Lautsprecher für die ersten 16 Partialtöne eines Rohres zu stabilisieren und in Lautstärke und Frequenz präzise zu steuern (zu isolieren, separat zu verstimmen, etc.). Bei 8 Rohren werden insgesamt ca. 800 Parameter simultan gesteuert, die den Klang maßgeblich beeinflussen.

Die Herausforderung bei der Entwicklung einer Komposition für dieses Instrument ist das sorgsame Ausbalancieren dieser Parameter. Auf diese Art und Weise kann das gesamte Spektrum zwischen scheinbar „natürlichen“ Partialtongebilden und der Künstlichkeit des elektroakustischen Klangs ausgelotet werden.

Die Papierrohrorgel wurde von der Kompositionsklasse der HfMDK unter der Leitung von Prof. Orm Finnendahl und Nikki Buzzi zwischen 2022 und 2024 entworfen und gebaut. Bisher wurde die Papierrohrorgel nur als Soloinstrument präsentiert. Im Jahr 2024 wurde sie in drei verschiedenen Anlässen vorgestellt und gespielt: im Februar in der KunstKulturKirche Allerheiligen Frankfurt im Rahmen der Konzertreihe "shortcut" des Instituts für zeitgenössische Musik der HfMDK, im April bei der 77. Frühjahrstagung des Instituts für Neue Musik und Musikerziehung Darmstadt, und zuletzt im Juni beim Festival next_generation X des Zentrums für Kunst und Medien Karlsruhe.

Darüber hinaus nimmt das Instrument sich vor, im April 2025 sein Debüt zusammen mit traditionellen akustischen Instrumenten zu geben: im Rahmen der Neuen Musik Nacht der HfMDK werden zum ersten Mal die Orgel und das Trio Radial (Klarinette, Horn, Violoncello) gemeinsam in einem Konzert auftreten. Dabei werden Werke aufgeführt, die von den Kompositionsstudierenden der HfMDK speziell für diesen Anlass geschrieben wurden.

Fotos: Chiara Bellamoli (© ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe), Christoph Rau

Autor:in
Francesco Borghetti


Weiterführende Links
https://selma.hfmdk-frankfurt.de/

Das Projekt „Digitale Perspektiven in der Kunst“ ist ein Kooperationsprojekt zwischen der HFG- Offenbach, HFMDK- Frankfurt, Kunsthochschule Kassel und Städelschule, gefördert durch das Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur.

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